Samuel Graf von Schmettau
* 06.04.1684 Hamburg
† 19.08.1751 Berlin
Vater: Samuel Freiherr von Schmettow
Mutter: Maria de la Fontaine dit. Wicart
Samuel Graf v. S., österreichischer, später preußischer Generalfeldmarschall, am 26. März 1684 als ein Sohn des 1709 zu London als preußischer Amtskammerrath gestorbenen Samuel v. S. geboren, trieb früh kriegswissenschaftliche Studien, besonders Mathematik und Befestigungskunst, trat aber sehr jung in dänische Kriegsdienste, in denen er durch den Einfluß eines Oheims, welcher dänischer General war, Aufnahme fand, nahm in einem Kürassierregimente an Kriegsereignissen, welche aus Anlaß des Nordischen Krieges 1700 im Schleswigschen stattfanden, und an den ersten Feldzügen des Spanischen Erbfolgekrieges am Oberrhein theil, vertauschte seine Stellung in dänischen Diensten im J. 1703 mit einer solchen in dem im Solde der Generalstaaten stehenden, von einem anderen seiner Verwandten befehligten markgräslich ansbachischen Dragonerregiment und erhielt in diesem nach der Schlacht bei Höchstädt|(13. August 1704), in welcher das Regiment starke Verluste erhalten hatte, in Anerkennung seines Wohlverhaltens eine Compagnie. 1708 ward er Oberstlieutenant und Generaladjutant des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Kassel (nachmals König Friedrich I. von Schweden). In dieser Stellung nahm er an den ferneren Ereignissen des Krieges bis zu dessen Ende theil und benutzte, wie er schon früher gethan hatte, jegliche sich ihm bietende Gelegenheit, Vorfällen des Festungskrieges beizuwohnen, für welchen er eine besondere Vorliebe hatte. Nachdem der Friede geschlossen war, trat er mit dem ansbachischen Regiments in den Dienst des Kurfürsten von Sachsen, welcher mit Schweden im Kriege begriffen war. Unter dem Oberbefehl des Generals Graf Wackerbarth hatte er 1715 bei der Belagerung von Stralsund wesentlichen Antheil an der Ueberrumpelung der feindlichen Linien und an der Einnahme des Hornwerkes, welche die Uebergabe des Platzes veranlaßte. Dann focht er 1716 gegen die polnische Conföderation, schlug die Generale Gniazdowski bei Waruschow, Gurpewsky bei Konitz und bei Plonski und entwarf den Plan zu dem entscheidenden Siege bei Kowalewo. Der König-Kurfürst belohnte seine Dienste durch die Ernennung zum Oberst der Artillerie und zum Commandeur der königlichen Leibgarde. Als der Friede hergestellt war, begab S. sich 1717 nach Ungarn, wo die Kaiserlichen wider die Türken im Felde standen, that sich in den Kämpfen um Belgrad hervor und gelangte durch die Fürsprache des Prinzen Eugen von Savoyen als Generalfeldwachtmeister und Generalquartiermeister in den Dienst des Kaisers. Nachdem der am 21. Juli 1718 zu Passarowitz abgeschlossene Friede dem Türkenkriege ein Ende gemacht hatte, ging ein Theil der österreichischen Truppen sofort nach Sicilien, um in dem durch den Cardinal Alberoni herbeigeführten Quadrupelkriege gegen die Spanier zu kämpfen. Mit ihnen S., welcher am 20. Juni 1719 unter Mercy bei Francavilla focht und bei der darauffolgenden, am 19. October durch die Uebergabe der Citadelle seitens des Marchese Spinola beendeten Belagerung von Messina unter Mercy’s Nachfolger Zum-Jungen die Ingenieurarbeiten leitete. Nach Friedensschluß bewerkstelligte er eine Aufnahme der Insel, deren Ergebniß eine vorzügliche Karte war. Eine gleiche Arbeit führte er später in Oberitalien in Beziehung auf Theile des Gebietes von Genua aus. Als Oesterreich letzterem Freistaate im J. 1732 ein unter dem Oberbefehl des Prinzen Louis von Württemberg stehendes Hülfscorps zum Zweck der Bewältigung eines auf Corsika ausgebrochenen Aufstandes überließ, durch welchen die Bewohner der Insel das Joch ihrer Bedrücker abzuschütteln versuchten, war S. einer der Unterbefehlshaber des Prinzen (vgl. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges, 69. Band, Berlin 1847). 1733 ward er zum Feldmarschalllieutenant und zum Inhaber eines Infanterieregiments ernannt und wohnte dann bis zum Jahre 1735 den kriegerischen Ereignissen am Rhein bei, welche dort aus Anlaß des polnischen Thronfolgestreites vorfielen. Während dieser Zeit erhob der kurpfälzische Hof laute Anklagen wider S., welche denselben namentlich auch des sträflichen Eigennutzes beschuldigten; bei der daraufhin angeordneten Untersuchung gelang es ihm jedoch, sich zu rechtfertigen. 1735 wurde er Generalfeldzeugmeister. Er war jetzt in Wien hochangesehen und ward bei allen wichtigen Fragen zu Rathe gezogen. Dann ging er von neuem in den Türkenkrieg, welcher von 1737 bis 1739 dauerte. Derselbe verlies für die kaiserlichen Waffen höchst unglücklich. Schmettau’s Freund, der Feldmarschall Graf Seckendorf, ward dafür verantwortlich gemacht und des ersteren zahlreiche Gegner waren bemüht, ihn in den Sturz desselben zu verwickeln. Kaiser Karl VI. entzog aber S. sein Vertrauen nicht, sondern übertrug ihm vielmehr im August die Vertheidigung von Belgrad; der übereilte Friedensschluß, welcher bereits am 1. September durch Unterzeichnung der Präliminarien erfolgte, lieferte die Feste|ohne sein Verschulden in die Hände der Türken. Bevor er dieselbe übergab, verdiente er sich den Dank des feindlichen Anführers Ali Pascha dadurch, daß er ihm gegen seine meuternden Truppen Hülfe leistete. Er wurde dann Gouverneur von Temesvár und kaiserlicher Prinzipalcommissarius bei der in Gemäßheit des Friedensschlusses vorzunehmenden Grenzberichtigung. Nach des Kaisers Tode spannen Schmettau’s Gegner und Neider neue Ränke gegen ihn. Er ward zwar im April 1741 Feldmarschall, erhielt aber kein Commando im Felde und fürchtete, auf die Dauer seinen Widersachern zu erliegen. Er knüpfte daher Unterhandlungen wegen Uebertritts in venetianische Dienste an und begab sich vorläufig nach Karlsbad, nahm hier den Vorschlag an, in das preußische Heer zu treten und ward, bevor er in Oesterreich den erbetenen Abschied erhalten hatte, am 12. Juni 1741 von König Friedrich II., zu welchem er sich nach Schlesien begeben hatte zum Generalfeldzeugmeister und zum Grand-Maitre d’Artillerie mit einem Jahresgehalte von 10 000 Thalern ernannt. In Wien war man über Schmettau’s eigenmächtige Entfernung mit Recht in hohem Grade aufgebracht. Sein Regiment ward im August 1741 aufgelöst; gegen ihn selbst ward eine Untersuchung eingeleitet und am 10. October d. J. wurde er in Wien unter Trommelschlag öffentlich aufgefordert, sich gegen die wider ihn erhobenen Anklagen zu verantworten. Er unternahm dies schriftlich, aber begreiflicherweise vergeblich. Um nicht sofort gegen seine langjährigen Waffengefährten fechten zu müssen, erbat er von Friedrich II. eine anderweite Verwendung und bekam den Auftrag, sich zum Kurfürsten Karl Albert von Baiern zu begeben, welchem er mit seiner Kenntniß von Land und Leuten bei dessen Heerführung zur Seite stehen sollte. Vornehmlich sollte er auf entschlossenes Vorrücken gegen Wien dringen, es gelang ihm aber nicht, das Abgehen von dieser Richtung und den durch französischen Einfluß bewirkten Marsch auf Prag zu verhindern. Bei der am 27. December 1741 stattfindenden Abschiedsaudienz verehrte ihm der Kurfürst einen werthvollen Ring und sagte öffentlich, daß er S. und seinen Rathschlägen viel zu danken habe. Friedrich der Große verlieh ihm den Schwarzen Adlerorden. Nach der Schlacht bei Chotusitz (17. Mai 1742), in welcher S., ohne ein Commando zu führen, mehrfach in die Leitung des Reiterkampfes eingegriffen hatte, ward er mit der Nachricht von dem erfochtenen Siege- und zur Beglückwünschung des inzwischen als Karl VII. zum deutschen Kaiser erwählten Baiernfürsten entsandt, welcher den Wunsch ausgesprochen hatte, ihn wieder bei sich zu haben. Ein aus diesem Anlaß von S. für den Kaiser ausgearbeiteter Bericht über die Schlacht (französisch) ist mehrfach abgedruckt worden (vgl. J. G. Droysen, „Zur Schlacht bei Chotusitz“ in „Philologische und historische Abhandlungen der königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin“. Aus dem Jahre 1872. Berlin 1873, S. 140, 261). Am 24. Februar 1742 hatte ihn derselbe nebst seinem Bruder und fünf Vettern in den Reichsgrafenstand erhoben. Kaiser Karl empfing ihn sehr huldvoll und beschenkte ihn mit einem goldenen, edelsteingeschmückten mathematischen Besteck, als S. ihm aber demnächst Meldung von dem zu Breslau am 11. Juni abgeschlossenen Frieden machte, verhehlte er ihm sein Mißfallen nicht; S. ward abberufen und durch Klinggräf erseht. 1743 ernannte König Friedrich ihn zum 1. Curator der neugestifteten Akademie der Wissenschaften. Als derselbe 1744 den Einmarsch in Böhmen plante, sandte er S. zu König Ludwig XV., um ein kräftiges Eingreifen der Franzosen in den Gang des Krieges zu betreiben. Am 29. Juli traf er in Metz ein. Seine Bemühungen hatten wenig Erfolg. Durch einen unglücklichen Zufall geriethen Schriftstücke, welche er dem Könige nach Böhmen sandte, in die Hände der österreichischen Husaren. Ihr Inhalt wies den innigen Zusammenhang der preußischen und der französischen Politik nach, enthüllte das Geheimniß des vom Könige|entworfenen Kriegsplanes und zeigte dessen ausdrückliches Verlangen, daß französische Heere nach Baiern und nach Norddeutschland gehen sollten. Der Wiener Hof beeilte sich, das in Erfahrung Gebrachte zu veröffentlichen. Der König war in unangenehmer Weise bloßgestellt. S. wurde sofort abberufen und Friedrich fügte dem betreffenden Cabinetsschreiben (Königgrätz, 22. November 1744) eigenhändig die Worte hinzu: Vous êtez un homme d’esprit et Vous Vous êtez conduit d’une façon si extraordinaire que je n’y comprends rien. C’est à Vous de porter la peine de Vos étourderies et de la rage que Vous avez d’intriguer à tort et à travers sans en avoir les ordres“ (J. G. Droysen, Geschichte der preußischen Politik, 5. Th., 2. Bd., S. 386). S. wurde fortan weder militärich noch diplomatisch verwendet; bei der Artillerie, an deren Spitze er dem Namen nach stand, hat er überhaupt nie irgendwelche Wirksamkeit entfaltet; dagegen war er bei den Arbeiten thätig, welche die Herstellung brauchbarer Karten zum Gegenstande hatten. Es gehörte das theilweise zu den Geschäften der Akademie, welcher am 18. November 1747 die Gerechtsame beigelegt worden war, daß die zum Gebrauche des Publicums bestimmten Karten nur unter ihrer Aufsicht hergestellt werden durften. Daher erschien auch ein vom Hofkupferstecher Schmidt gestochener Grundriß der Stadt Berlin (4 Blätter) im J. 1748 unter seiner Leitung. S. war bemüht, der Landesaufnahme durch Gradmessungen eine wissenschaftliche Grundlage zu geben. Sein Wunsch, einen Meridian von der Ostsee bis zum Mittelländischen Meere zu messen, ging freilich nicht in Erfüllung, aber noch in seinem Todesjahre nahm er Gradmessungsarbeiten auf Weißenstein (Wilhelmshöhe) bei Kassel und auf dem Brocken vor. Er starb am 18. August 1751 zu Berlin. Die Lobrede auf S. in der Akademie der Wissenschaften hielt Maupertuis.
Quelle:
B. Poten., „ Schmettau, Samuel“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 644-647 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/artikelADB_pnd119485338.html
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In der digitalen Bibliothek des Münchner Digitalisierungszentrums gibt es das Buch Geschichte und Thaten Herrn Samuel des H. R. Reichs Grafen von Schmettau, leider zeigen sich auch an diesem Buch die Folgen der Zusammenarbeit der Münchner Bibliothek mit Google Books. Das Buch steht jetzt zwar online zur Verfügung. Ahnen- und Stammtafel, die über das normale Seitenformat hinausgehen, wurden aber gefaltet gescannt. Eine Superidee, danke Google.